Antibiotika bei Erkältung

Jeder Erwachsene leidet im Durchschnitt ein bis zweimal im Jahr unter einer Erkältung. Betroffene wollen dann oft nur eins: Möglichst schnell wieder gesund werden. Häufig werden deshalb Antibiotika (Medikamente gegen bakterielle Infektionen) verschrieben. Doch sind Antibiotika bei einer Erkältung wirklich sinnvoll? 

Erkältete Frau möchte Antibiotika einnehmen.

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Zusammengefasst:

  • Erkältungen werden meist durch Viren verursacht 
  • Antibiotika können nur bei bakteriellen Infektionen helfen
  • bei fast allen Erkältungskrankheiten ist die Gabe von Antibiotika sinn- und wirkungslos
  • Antibiotika können teils starke Nebenwirkungen haben
  • Die Bildung von Resistenzen sind ein Problem bei Antibiotika

Antibiotika bei Erkältung: Ein Allheilmittel oder eher schädlich?

Die häufigste Ursache für den Ausbruch einer Erkältung ist eine Infektion mit Viren. Antibiotika wirken jedoch nur gegen Bakterien. Oft wissen es Patienten jedoch nicht besser und erwarten, dass der Arzt ihnen ein Antibiotikum verschreibt. Und viele von ihnen erhalten diese Präparate auch, das ergab eine Beobachtungsstudie in 30 deutschen Allgemeinpraxen: 18 Prozent der Patienten mit oberem Atemwegsinfekt beziehungsweise Erkältung verordneten Ärzte ein Antibiotikum. Bei Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung) waren es 64 Prozent.1 Das Problem: Da 90 Prozent der Erkältungen durch Viren verursacht werden, hilft die Einnahme eines Antibiotikums in den meisten Fällen nicht. Antibiotika sind bei einer Erkältung also alles andere als ein Allheilmittel und besitzen sogar zwei große Nachteile:

Sie können starke Nebenwirkungen hervorrufen wie Durchfall oder Übelkeit. Antibiotika greifen nämlich nicht nur die „schlechten“ Bakterien an, die Ursache der Erkrankung sind, sondern auch die „guten“, die der menschliche Körper benötigt.

Zudem besteht die Möglichkeit, dass die Bakterien Resistenzen gegen das Antibiotikum entwickeln. Das Antibiotikum kann sie dann nicht mehr abtöten oder ihr Wachstum hemmen. Aufgrund dieser Faktoren sollten Antibiotika nie leichtfertig verschrieben oder bei bloßem Verdacht auf eine bakterielle Infektion eingenommen werden. 


Was ist eine Antibiotika-Resistenz?

Eine Antibiotika-Resistenz liegt vor, wenn Bakterien gegenüber einem oder mehreren Antibiotika unempfindlich beziehungsweise widerstandsfähig geworden sind. Das passiert zum Beispiel, wenn Antibiotika zu häufig und ohne Nachweis einer bakteriellen Infektionsursache eingesetzt werden. Die Bakterien beginnen dann, sich anzupassen und verändern ihr Erbgut durch sogenannte Mutationen. Sie sind fortan resistent und die Behandlung mit dem verwendeten Antibiotikum schlägt bei ihnen nicht mehr an. Daher sollten Antibiotika nur bei gutem Grund verschrieben werden und nicht zur Vorsicht bei einer Erkältung.

Jede Behandlung mit Antibiotika stärkt den sogenannten Selektionsdruck der Bakterien – also den für sie überlebenswichtigen Druck, sich anzupassen und resistent zu werden. So bilden die Erreger mehr und mehr Resistenzen gegen die einzelnen Antibiotika aus.

Eine besondere Gefahr stellen die sogenannten multiresistenten Keime in Krankenhäusern dar. Diese Bakterien haben viele verschiedene Antibiotika-Resistenzen gebildet und sind daher schwer oder kaum zu behandeln. Vor allem für Kleinkinder und ältere Menschen sind diese Keime sehr gefährlich.


Viren vs. Bakterien: Wo ist der Unterschied?

Vielen Menschen ist nicht klar, warum Antibiotika nur gegen Bakterien und nicht gegen Viren helfen, denn bei beiden handelt es sich um Krankheitserreger. Wo genau liegt der Unterschied? Bakterien sind im Gegensatz zu Viren Lebewesen. Neben der DNS (Träger der Erbinformation) sind in den Bakterienzellen alle notwendigen Elemente für Stoffwechsel, Energieproduktion und Vermehrung durch Teilung enthalten. Ein Antibiotikum dringt zum Beispiel in die Zellwand des Bakteriums ein und zerstört seine Lebensgrundlage, den Stoffwechsel. Bei Erkältungsviren funktioniert dieser Mechanismus nicht. Viren bestehen nur aus ihrem Erbmaterial und einer Eiweißhülle. Sie verfügen über keinen eigenen Stoffwechsel und sind bei der Vermehrung auf lebende Wirtszellen angewiesen. Das sind Bakterien, Pflanzen, Tiere oder Menschen. Wo kein Stoffwechsel existiert, können Antibiotika nichts ausrichten. Im Gegenteil: Wer zu häufig Antibiotika einnimmt, zum Beispiel um bei Atemwegsinfekten einer bakteriellen Zweitinfektion vorzubeugen, riskiert sogar unerwünschte Wirkstoff-Resistenzen oder Nebenwirkungen wie Durchfall.


Erst Erkältung, dann Superinfektion: Hier sind Antibiotika sinnvoll

Durch eine Erkältung wird das Immunsystem geschwächt und ist infolge dessen anfälliger für eine Superinfektion, auch Sekundärinfektion genannt. Sie kann durch Bakterien ausgelöst werden. Liegt eine solche bakterielle Superinfektion vor, ist die Gabe von Antibiotika mitunter sinnvoll – trotz der Nebenwirkungen und möglicher Resistenzbildung. Symptome wie hohes Fieber, Atemnot und starke Hals- oder Ohrenschmerzen deuten auf solch eine bakterielle Infektion hin. In diesem Fall sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen. Er prüft, inwieweit eine bakterielle Infektion vorliegt, und entscheidet von Fall zu Fall, ob diese mit Antibiotika behandelt werden sollte.


Statt Antibiotika: Mit ätherischen Ölen gegen die Erkältung vorgehen

Wer unter einer virusbedingten Atemwegsinfektion leidet (Erkältung), kann statt Antibiotika pflanzliche Präparate nutzen, um die Symptome zu lindern. Der Wirkstoff ELOM-080, ein Spezialdestillat ätherischer Öle aus Eukalyptus, Süßorange, Myrte und Zitrone, stellt einen zuverlässigen Helfer bei Entzündungen der oberen und unteren Atemwege dar. Eine Studie2 an 331 Sinusitis-Patienten zeigt: Die Substanzen wirken schleimlösend und verbessern die natürliche Schutz- und Reinigungsfunktion der Schleimhäute bereits nach wenigen Tagen. Zusätzlich können Menschen mit einer Erkältung auf bewährte Hausmittel zurückgreifen, wie beispielsweise Dampfinhalationen mit ätherischen Ölen. 


Quellen:

Fischer et al. 2005, http://bmcfampract.biomedcentral.com/articles/10.1186/1471-2296-6-6. Erwähnt in: http://gesundheitsmonitor.de/uploads/tx_itaoarticles/201210_Beitrag.pdf, Seite 208. Zuletzt abgerufen am 14.03.2017.

2 Modifiziert nach Federspil et al., Laryngo-Rhino-Otol. (1997) 76:23-27.